Der Vogelflüsterer tritt ab: "Buddy" Peschen hört auf

Karl-Heinz "Buddy" Peschen ist im Kreis Wesel vielen Menschen ein Begriff. Entweder als harter Bundeswehr - Ausbilder, oder aber als Leiter der Greifvogel - Auffangstation.

© Sebastian Falke, Radio KW

Seinen Spitznamen bekam der junge Soldat Peschen, als er im Englisch-Unterricht immer "everybuddy" statt "everybody" sagte. Generationen von Bundeswehrrekruten ist er als harter, aber fairer Ausbilder bekannt. Der gebürtige Mönchengladbacher lebt seit 1963 in Wesel und ist seit 1965 fast täglich in "seiner" Kaserne. Nach seiner Pensionierung in den 90er Jahren kümmert er sich um die Greifvogelauffangstation, die er 1984 aufgebaut hat - deutschlandweit in der Bundeswehr einmalig. Grund für die Schaffung der Station war die damalige akute Gefährdung der Greifvögel. Gab es 1970 beispielsweise keine Wanderfalken mehr, so ist dieser schnelle Vogel zur "heiligen Kuh" des Naturschutzes geworden.

"Buddy" Peschen mit einem 18 Jahre alten Uhu.© Sebastian Falke, Radio KW
"Buddy" Peschen mit einem 18 Jahre alten Uhu.
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10tausend Tiere gerettet

Seit 38 Jahren ist "Buddy" Peschen täglich ab 8 Uhr in der Station, um die Tiere zu überprüfen, zu füttern und zu wiegen, und gegebenenfalls mit Medikamenten zu versorgen. Wichtig sei vor allem die allgemeine Sauberkeit, so Peschen. Was mit einer "Voliere" anfing, ist auf auf mittlerweile 14 angewachsen. Ca 10tausend Greifvögel konnten in den letzten 38 Jahren wieder aufgepäppelt und wieder "ausgewildert" werden. Aktuell leben noch 23 Greifvögel in der Auffangstation, deren Zukunft noch ungeklärt ist. Sollte sie nicht bestehen bleiben, müssen die Vögel auf andere Stationen verteilt werden.

Wie geht es weiter?

Die Bundeswehr gibt weiter "grünes" Licht, wenn denn der Standort Wesel weiter erhalten bleibt. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat die Greifvogelstation im wesentlichen finanziert, auch sie muss weiter ja zu diesem außergewöhnlichen Projekt sagen. Und schließlich muss der NABU geeignete Leute haben, um die Auffangstation weiter zu betreiben. Karl-Heinz Peschen hat versprochen noch so lange weiter zu machen, bis die Zukunft auf allen Ebenen geklärt ist.

Bildung und Naturschutz

Besonders stolz ist Buddy Peschen auf die vielen Schulklassen, die ihn im Laufe der Zeit besucht haben. Es gibt nichts Schöneres, wenn kleine Kinder mal eine Eule streicheln dürfen. Insgesamt sei das Verständnis für die Natur und die Umwelt heute viel höher als früher. Es gibt aber immer noch viel zu tun, so Buddy Peschen.

Aktuell sind die Greifvögel vor allem durch die Verdrahtung der Landschaft und auch die Windräder gefährdet. Letztere nicht nur durch das Schlagen der Windflügel, sondern auch durch den Druck der dabei entsteht und zu inneren Verletzungen führt.

Was tun, wenn ich einen verletzten Greifvogel finde?

Bei Auffinden eines verletzten Greifvogels sollte sofort die Greifvogelstation informiert werden. Um welches Tier handelt es sich? Wo ist es genau?, sind die Fragen, die beantwortet werden sollten. Anderenfalls kann ein verletztes Tier auch in einem geeigneten Behältnis an der Kasernenwache abgegeben werden.

Anekdoten

Buddy Peschen hat viel erlebt und viel zu erzählen. Zwei Anekdoten sind ihm besonders im Gedächtnis geblieben. Ein sehr interessierter afrikanischer Leutnant fragte nach einer Führung allen Ernstes, wie die Vögel denn schmecken würden. Da war der sonst nicht auf den Mund gefallenen Buddy kurz sprachlos. Mindestens genauso erstaunt war er bei einem Besuch einer sowjetischen Abordnung Buddy bekam ein biologisches Buch von Pawlow geschenkt. Auf die erstaunten Blicke habe der russische Offizier geantwortet: "Wir haben alles gewusst."

"Buddy" Peschen mit einem Storch, der aus Dankbarkeit immer wieder zu Besuch kommt. Auch er wurde von Buddy wieder aufgepäppelt. © Sebastian Falke, Radio KW
"Buddy" Peschen mit einem Storch, der aus Dankbarkeit immer wieder zu Besuch kommt. Auch er wurde von Buddy wieder aufgepäppelt.
© Sebastian Falke, Radio KW

Zeit für Bücher

Buddy Peschen blickt stolz auf sein Lebenswerk zurück. Schön, dass es Menschen wie ihn gibt, die sich solch wichtigen Aufgaben mit ganzer Kraft widmen. Er bleibt dem Naturschutz natürlich weiter verbunden und wird sicher bei seinen alten Bekannten öfter noch vorbeischauen. Er freut sich aber auch auf seine unzähligen Bücher, die darauf warten gelesen zu werden. Radio KW wünscht ihm dafür alles Gute und viel Gesundheit.

© Sebastian Falke, Radio KW

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