Die Kandidaten für das Kreishaus

Von ursprünglich sechs Bewerbern haben es Ingo Brohl (CDU) und Dr. Peter Paic (SPD) in die Stichwahl geschafft. Gewählt wird am 27.September.

Kreishaus Wesel, Ansicht von vorne
© Radio K.W.

Der amtierende Landrat Dr. Ansgar Müller tritt nicht mehr zur Wahl an, er geht in den Ruhestand. Der Landrat ist der politische Repräsentant des Kreises. Er leitet die Sitzungen des Kreistages und ist gleichzeitig Chef der Kreisverwaltung und der Polizei.

Wir stellen euch die sechs möglichen Nachfolger*innen vor:

Ingo Brohl (CDU)

Ingo Brohl© Ingo Brohk
Ingo Brohl
© Ingo Brohk

Name: Brohl

Vorname: Ingo

Alter: 44 Jahre

Geburtsort: Duisburg-Homberg

Hobbys: Begleitung unserer Kinder, bei deren sportlichen, schulischen und musikalischen Aktivitäten sowie Basketball, Fahrradfahren und Spazierengehen, Skifahren, Schach, Lesen!

Ihr Lieblingsessen: Grundsätzlich gut zubereiteter Fisch und besonders „Schwarze Tortelloni mit Lachssoße“

Ihr Lieblingsfilm: Es ist nicht so, dass mich ein Film besonders nachhaltig gepackt hätte, aber zuletzt hat mich von Wim Wenders „Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes“ schon sehr begeistert und berührt.

Ihr Lieblingsplatz im Kreis Wesel: Neben dem eigenen Zuhause, unter Menschen in einem der vielen schönen und guten Straßencafés im Kreis Wesel bei einem leckeren Cappuccino zu sein.

Was ist Ihr persönliches Fundament?

Familie, Gottvertrauen und Gelassenheit; klar und verlässlich eigene Standpunkte einzunehmen, um von dort aus, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten!

Was sind für Sie die drei wichtigsten aktuellen Themen im Kreis Wesel?

Die Polizei hat in den letzten Jahren sehr unter Konflikten mit dem aktuellen Landrat gelitten. Hier möchte ich, insbesondere auch nach den unsäglichen Unterstellungen aus der SPD zum Thema „Struktureller Rassismus“ und dem damit verbundenen Generalverdacht, als Leiter der Kreispolizeibehörde eine neue Vertrauens-, Führungs- und Fehlerkultur vorgeben und vorleben. Es ist sicherlich auch hilfreich dabei, ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu Innenminister Reul und der Abteilungsleiterin Polizei NRW schon jetzt zu besitzen.

Mein Ansatz von vertrauensvoller Führung, die transparent über Ziele und strategische Ansätze kommuniziert, ist sicherlich auch für die zukünftige Ausrichtung der Kreisverwaltung notwendig. Hier ist mein Auftrag erkennbar, dem Fachkräftemangel in der Verwaltung zu begegnen, Verwaltung in die Zukunft zu führen und die Kreisverwaltung als attraktiven und modernen Arbeitgeber (weiter) zu entwickeln. Dies wird nicht ohne Investitionen und Geld gehen. Hierbei sehe ich mich auch gefordert, über die Zieldefinition den Kreistag einzubeziehen und zu überzeugen.

Den Standort Niederrheinkreis Wesel und unseren heimischen Mittelstand müssen wir weiterhin durch gute berufsbildende Schulen stärken. Konkret ist der Zeitrahmen für den Neubau des Berufsschulcampus Dinslaken inakzeptabel. Dieses Neubauprojekt würde ich mir sicherlich sehr zeitnah detailliert als Landrat anschauen und auf Beschleunigung hinarbeiten. Ebenso ist für mich nicht ersichtlich, warum der aktuelle Landrat nicht bereits seit langem die Idee aus dem Deutschen Roten Kreuz aufgenommen und eine Berufsschule für Rettungssanitäter geprüft hat. Weiter sollte auch der Kreis Wesel eine Position und Zielvorstellung zur Weiterentwicklung der Hochschulen im Kreis einnehmen sowie bei Ausgründungen und Aninstituten ein aktiver Motor sein.

Wie wollen Sie den Kreis nach der Corona-Krise wieder in Schwung bringen? 

Als Wirtschaftsjurist sehe ich gegenwärtig die wirtschaftlichen Auswirkungen und steigende Arbeitslosenzahlen sowie Sicherstellung von Ausbildungsplätzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen als Herausforderung. Eines meiner wichtigen Anliegen ist, den Wirtschaftsstandort Niederrheinkreis Wesel zu stärken. Neben der Unterstützung von Handwerk, Landwirtschaft und den starken mittelständischen Strukturen sehe ich besonders im Niederrheintourismus ein Riesenpotential. Zwar sind Tourismus und Gastronomie gerade von der Krise sehr gebeutelt, aber der Trend zum Urlaub in der Heimat wird bleiben und sich verstärken, und diesen muss der Kreis Wesel für sich als Chance begreifen und konsequent nutzen. Dabei gibt es schon viele gute Ansätze und Beispiele im Kreis Wesel. Schauen Sie sich alleine die äußerst positive Stadtentwicklung in Xanten an, die eindeutig auch auf eine klare Fokussierung auf Tourismus zurückzuführen ist. Dadurch konnte eine lebendige Innenstadt erhalten und ein hoher Erholungswert geschaffen werden, der auch den Xantenerinnen und Xantenern nützt.

Weiter muss das Thema Digitalisierung sowohl in der Infrastruktur (Stichwort: Glasfaserausbau und Abbau der grauen Flecken) als auch in der Kreisverwaltung vorangetrieben und mit Investitionen hinterlegt werden.

Der aktuelle Amtsinhaber war selten bei den Menschen, dem Handwerk, der Landwirtschaft und den Unternehmen vor Ort. Der erste Schlüssel ist daher, hingehen, zuhören, nah an der tatsächlichen Lage sein, Probleme mitnehmen und nach Lösungen zu suchen. Meine Interpretation vom nächsten Landrat ist, dass er mehr wie ein Bürgermeister des Kreis Wesel sein muss - nahbar, ansprechbar, zuhörend, kümmernd und anpackend!

Was sind die Lehren aus Corona?

Höhere Präsenz des Landrates in Krisensituationen, aber auch im alltäglichen Austausch mit Kommunen, Unternehmen, Handwerk, Landwirtschaft und Einrichtungen wie Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Altenheimen im Kreis Wesel sind dringend notwendig. Der Kreis schien bei einigen Entscheidungen, Stichwort Hick-Hack um Abstrichcentren, sehr weit weg von den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort. Ich möchte ein Landrat sein, der ein starkes Netzwerk im Kreis Wesel knüpft und nah an der Wirklichkeit und bei den Menschen ist.

Worüber würde Sie gerne Ihre erste Rede nach der Wahl im Kreistag halten?

Weniger reden, mehr gemeinsam machen, weniger schauen, woher eine Idee kommt, sondern was die Idee bewirken kann und will, weniger nach Gründen suchen, warum etwas nicht gehen könnte, sondern mehr nach Lösungen suchen, weniger Angst vor falschen Entscheidungen haben, sondern mit einer guten, neuen Vertrauens- und Fehlerkultur Zukunft wagen - denn wir haben gemeinsam den Auftrag, den Niederrheinkreis Wesel, eine absolut tolle Wohlfühl- und Zuhauseregion, weiterzuentwickeln!

Dr. Peter Paic (SPD)

Dr. Peter Paic© SPD Wesel
Dr. Peter Paic
© SPD Wesel

Name: Paic

Vorname: Peter

Alter: 52 Jahre

Geburtsort: Dinslaken

Hobbys: Wandern und Radfahren (am liebsten am Niederrhein)

Ihr Lieblingsessen: Fischstäbchen mit Kartoffelpüree

Ihr Lieblingsfilm: Star Wars 1-9

Ihr Lieblingsplatz im Kreis Wesel: Marienthaler Kulturwiese

Was ist Ihr persönliches Fundament?

Mein persönliches Fundament ist meine Ehepartnerin, Mareike Paic. Aus der gemeinsamen Zeit mit Ihr schöpfe ich die Kraft und den Willen, unseren Kreis Wesel zu gestalten.

Was sind für Sie die drei wichtigsten aktuellen Themen im Kreis Wesel?

Als Landrat werde ich drei Themen vorrangig anpacken. Die Stichworte dazu heißen: „Wirtschaft stärker machen“, „Internet schneller machen“ und „Polizeipräsenz stärken“.

Der Kreis Wesel ist eine vom Strukturwandel betroffene Region. Nicht nur das Verschwinden des Bergbaus ist hierfür ein Zeichen, sondern auch eine sich immer schneller wandelnde Arbeitswelt. Der Strukturwandel ist jedoch nicht nur als Bedrohung zu sehen, sondern auch als Chance, in Zeiten des Wandels einen neuen wirtschaftlichen Aufbruch zu wagen. Mein eigener Werdegang hat mich von Steinkohle über die Arbeit als in die IT geführt. Diese Erfahrungen will ich einbringen und mit den Bürgern und Unternehmen den Kreis Wesel zu einem Spitzenkreis machen. Von der Digitalisierung könnten viel mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber auch Unternehmen profitieren – wenn sie nur schnelles Internet hätten. Vor allem auf dem Land. Darum werde ich mich als Landrat kümmern. Mit mir wird es dann auch keine Schließungen von Polizeistationen im Kreis Wesel geben. Stattdessen müssen wir mehr Präsenz auf den Straßen zeigen. Gegen Vandalismus und das Unsicherheitsgefühl vor allem älterer Menschen.

Wie wollen Sie den Kreis nach der Corona-Krise wieder in Schwung bringen?

Die Corona-Krise hat eine Lücke in die kommunalen Haushalte gerissen. Grund dafür sind die gesunkenen Gewerbesteuereinnahmen, die einen Großteil der kommunalen Einnahmen ausmachen. Finanzminister Olaf Scholz möchte die Städte und Gemeinden nicht erst seit der Corona-Krise mit der Übernahme von Krediten durch einen Altschuldenfonds entlasten. Die Union blockiert dieses Vorhaben vehement. Und das Land weigert sich hartnäckig, die in den Kommunen entstandenen Corona-bedingten Kosten zu übernehmen. Die Situation unserer Kommunen verschlechtert sich daher tagtäglich.

Mit der Wirtschaftsförderung des Kreises werde ich den direkten Kontakt zu unseren Unternehmerinnen und Unternehmern suchen. Nur wenn unsere Unternehmen gesund aus der Krise kommen, können wir auch in Zukunft planbar wirtschaften. Die Bundesregierung hat unter Federführung von Bundesminister Olaf Scholz ein 130 Milliarden Euro schweres Hilfspaket beschlossen. Darin enthalten sind Maßnahmen, die der Wirtschaft neuen Schwung verleihen soll. Gemeinsam mit Unterstützung der Bundesregierung und den lokalen Akteuren werden wir die Wirtschaft stützen, um die Krise zusammen zu bewältigen.

Was sind die Lehren aus Corona?

Die Krise hat mir gezeigt, dass wir unser Gesundheitssystem schützen und die Menschen, die darin arbeiten, vernünftig bezahlen müssen. Im Kreis Wesel bedeutet das:

Krankenhäuser sind keine Unternehmen, die in erster Linie zum Profit-Machen da sind. Wir brauchen Krankenhäuser auch auf dem Land und Notärzte, die rechtzeitig da sind, wenn wir sie nachts und am Wochenende rufen. Notdienste sollten von Ärzten in der Nähe gemacht werden und nicht auf wenige Standorte im Kreis reduziert werden. Sonst gucken ältere und weniger mobile Menschen in die Röhre.

Worüber würde Sie gerne Ihre erste Rede nach der Wahl im Kreistag halten?

Zunächst werde ich eine Einladung an alle demokratischen Kräfte aussprechen, den Kreis Wesel gemeinsam mit mir zu entwickeln. Um richtig anpacken zu können, braucht es einen Plan. Diesen werde ich gemeinsam mit den Menschen im Kreis Wesel, der Politik sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung erarbeiten. Das sind die Voraussetzungen, um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen. Ich will den Kreis Wesel zum Spitzenkreis machen. Um die Grundlage dafür zu legen sind intensive Gespräche notwendig. Die ersten 100 Tage im Amt werde ich nutzen, um diese Gespräche zu führen. Dabei ist mir der Kontakt zum Personalrat besonders wichtig. Nur mit motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können wir den Kreis weiterentwickeln.

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