Metzgereien leiden unter Fachkräftemangel

Kaum noch Jugendliche wollen Metzger/in oder Fleischereifachverkäufer/in werden. Dabei hat das Handwerk goldenen Boden. Die Karrierechancen sind riesig.

© Sebastian Falke, Radio KW

Es ist nicht noch nicht all zu lange her, da hatten der Landkreis Kleve UND der Landkreis Wesel JEWEILS zwei Berufsschulklassen in diesem Bereich (jeweils eine Metzger/innen, eine Fleischereifachverkäufer/innenklasse). Heute sind es zusammen nur noch zehn junge Erwachsene pro Jahrgang. Der Regionalschlachthof Thoenes in Wachtendonk sucht Azubis, findet aber keine. Auch eine Kooperation mit einer Schule hatte keinen Erfolg. Zudem würde das Unternehmen, dass inzwischen "Naturverbund" heißt, über Tarif bezahlen.

Bruno Jöbkes, stellvertretender Geschäftsleiter "Naturverbund". Die Familie Thoenes leitet die regionale Schlachterei, Fleisch- und Wurstproduktion.© Sebastian Falke, Radio KW
Bruno Jöbkes, stellvertretender Geschäftsleiter "Naturverbund". Die Familie Thoenes leitet die regionale Schlachterei, Fleisch- und Wurstproduktion.
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Weitere Gründe für das Sterben der Metzgereien

Keinen Nachfolger zu haben ist eine der Hauptursachen. Mit der Verrentung schließen die meisten Metzgereien. Ein weiteres Problem sind die immer weiter steigenden behördlichen Auflagen. Mehr Bürokratie heißt mehr Kosten und mehr Aufwand. Den Maßstab, den Großbetriebe leisten können, seien für kleine Betriebe kaum umsetzbar. Da fehle es an der Verhältnismäßigkeit, so Jöbkes. Als weiteren Punkt macht er die weniger werdende Akzeptanz im ländlichen Raum aus. Kaum einer will mehr Schweinetransporte mitten durch den Ort fahren sehen. Fast jeder wolle Fleisch, aber niemand will wissen, wo es her kommt. Für die meisten sei das eine Art "Black Box".

Unternehmen setzt auf Transparenz

Zwei wesentliche Prozesse gehören zum Schlachten dazu: 1.Betäuben und Töten. Dabei wird darauf geachtet, dass die Tiere keinen unnötigen Stress haben. Auch die Mitarbeiter (alle fest angestellt) wirken ruhig. Die Schweine werden mit einem Elektroschock betäubt und dann mit einem gezielten Schnitt schnell getötet. 2. Lebensmittelhygiene: Wie werden die Tiere aufgebrochen, die Innereien entnommen und das Fleisch beschaut? Veterinäre überwachen den Vorgang. Zudem wird das Fleisch mehrfach gekennzeichnet, um es rückverfolgbar zu machen.

Biozertifiziert und regional

Das Unternehmen "Naturverbund" hat verschieden Bio-Zertifikate und setzt auf Regionalität. Jeder Landwirt und sein Umgang mit den Tieren ist dem Familien-Unternehmen Thoenes persönlich bekannt und das wird mit einem höheren Preis honoriert. Die Schlachterei bietet das volle Programm an: Von der Schlachtung bis zur Vermarktung der Wurst, nur Schlachten und zerteilen oder die Lieferung von Schweinehälften. Das geht auch für einzelne Tiere. Die Firma liefert Schweine, Rinder und Geflügel.

Namensähnlichkeit sorgte für Verwirrung

Das Familienunternehmen sah sich gezwungen, dass Logo zu ändern und den Namen zu entfernen. Er ist dem eines Mitbewerbers zu ähnlich, der negativ in die Schlagzeilen geraten war. Deshalb heißt das Unternehmen jetzt Naturverbund.

Besuch der Berufsschulkasse war voller Erfolg

Die jungen Frauen und Männer waren von ihrem Besuch in der Schlachterei begeistert. Positiv sei die Sauberkeit, die Ruhe und der nicht erwartete Geruch aufgefallen. Die Azubis wollen auf jeden Fall am Ball bleiben.

Geschäftsleiter Bruno Jöbkes beantwortet gerne die vielen Fragen der Schüler, die sich sehr interessiert zeigten.© Sebastian Falke, Radio KW
Geschäftsleiter Bruno Jöbkes beantwortet gerne die vielen Fragen der Schüler, die sich sehr interessiert zeigten.
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Voraussetzungen für den Metzgerberuf

Angehende Metzger und Fleischereifachverkaüfer sollten ein gewisses technisches Interesse, handwerkliches Geschick und mathematische Grundkenntnisse, insbesondere im Bereich der Prozentrechnung haben.

Der Beruf ist sehr vielfältig und auch viele kreative Komponenten, insbesondere wenn es um das Würzen bei der Wurstherstellung geht. Wer Fleisch zu Wurst verarbeiten kann, kann auch andere Materialien bearbeiten, z.B. Veggie - Würstchen herstellen. Die Berufschancen sind riesig und die Verdienstmöglichkeiten ausgezeichnet. Als Metzgermeister - oder Geselle stehen einem viele Türen offen.

Im Unternehmen "Naturverbund" hergestellte Wurst- und Schinkenspezialitäten.© Sebastian Falke, Radio KW
Im Unternehmen "Naturverbund" hergestellte Wurst- und Schinkenspezialitäten.
© Sebastian Falke, Radio KW

Radiobeiträge zum Thema

Im Anhang hören Sie Radiobeiträge von Radio K.W. Zu hören sind unter anderem Bruno Jöbkes und die Azubis Ann Christin Heimuch und Timo Neumann.

© Sebastian Falke, Radio KW
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© Radio K.W.
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