Moerser Lungenfacharzt sieht "erwartete" Corona-Lage

Die Inzidenz steigt wieder - es wird über Maßnahmen gegen Corona diskutiert. Dr. Thomas Voshaar, Lungenfacharzt am Moerser Bethanien Krankenhaus, sieht die Lage nicht so bedrohlich.

© Stiftung Bethanien Moers

Dass die Infektionen zur Zeit ansteigen, wundert Dr. Thomas Voshaar nicht. Für den Herbst und Winter war das erwartbar, sagt er. Trotzdem sei die Lage im Kreis nicht bedrohlich. Am Montag war nur ein Patient im Moerser Bethanien Krankenhaus wegen Covid auf der Intensivstation, bundesweit liege der Anteil an allen Covid-Patienten auf den Intensivstationen bei 12,5%. Viel mehr stört den Lungenfacharzt die Berichterstattung über die vollen Intensivstationen. Der Sinn von Intensivstationen sei es, voll zu sein - aber viele seien eben nicht mit Covid-Patienten gefüllt, so Voshaar.

Klare Empfehlung zur Booster-Impfung für ältere Menschen

Für Dr. Voshaar besteht der Weg aus der Pandemie aus zwei Punkten: Impfungen und Infektionen. Die Impfung ist weiterhin der beste Schutz gegen schwere Verläufe oder den Tod. Daher empfiehlt er besonders den Altersgruppen Ü70 und Ü60 die dritte Impfung bzw. die sogenannte Booster-Impfung. Bei ihnen gibt es das höchste Risiko für einen schweren Verlauf. Bei Jüngeren sieht er die Frage nach der Auffrischung etwas anders. Nach sechs Monaten würde zwar der Schutz vor der Infektion nachlassen, der Schutz vor einem schweren Verlauf oder dem Tod bleibe aber bestehen. Nach Voshaar sind Infektionen, unter der Vorrausetzung des Schutzes gegen schwere Verläufe, ein Bestandteil des Weges aus der Pandemie. Mit jeder Infektion steigt demnach die Abwehrkraft in der Bevölkerung.

© Dr. Thomas Voshaar

Medikamente haben einen Haken

Eine weitere Unterstützung gegen das Virus könnten Medikamente werden. Die Hersteller Pfizer und Merck melden in den letzten Tagen gute Studienergebnisse gegen schwere Verläufe. Bevor die Medikamente auf den Markt kommen, bedarf es jetzt der Zulassung durch die Behörden. Doch Dr. Thomas Voshaar sieht ein zukünftiges Problem an den Pillen. Medikamente gegen Viren können ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie direkt bei den ersten Symptomen eingenommen werden. Da nicht klar sei, wer einen schweren Verlauf bekomme, müsse dann grundsätzlich jeder das Medikament nehmen, um davon zu profitieren.

© Dr. Thomas Voshaar

Problem bleiben geschlossene Räume

An einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt und dem Skiurlaub sieht der Lungenfacharzt grundsätzlich kein Problem. Das ändert sich dann, wenn es in geschlossene Räume geht. Die Weihnachtsmarkthütte, Skigondel oder Skihütte, das seien die Gefahrenquellen, sagt Voshaar. Hier appelliert er an den gesunden Menschenverstand.

© Dr. Thomas Voshaar
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