Nachgefragt: Wie ist die Corona-Lage im Kreis einzuordnen?

Im Kreis Wesel gibt es neue Lockerungen, vor einer Woche gab es die ersten Nachweise der indischen Mutation. Unter anderem darüber haben wir mit Dr. Thomas Voshaar gesprochen.

© Stiftung Bethanien Moers

In der Corona-Pandemie gelten ab heute weitreichende Lockerungen im Kreis Wesel. Unter anderem dürfen Cafés und Restaurants wieder aufmachen. Hier muss - anders als in der Außengastro - ein negativer Coronatest nachgewiesen werden. Dr. Thomas Voshaar ist Chefarzt der Lungenklinik am Moerser Bethanien-Krankenhaus und berät die Landesregierung in der Pandemie. Er sagt: Die Lockerungen sind schon okay, allerdings würde er persönlich den Biergarten bevorzugen. Denn in Innenräumen bleibe immer ein gewisses Restrisiko, draußen hingegen gebe es praktisch keine Ansteckung.

Draußen gilt es nach wie vor, wenn Sie ein bisschen Abstand haben - Armlängen-Abstand zum Nächsten - dann ist eine Infektion wirklich nahezu ausgeschlossen.

-Dr. Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik am Bethanien-Krankenhaus in Moers

In Innenräumen könne die Sicherheit generell durch Masken, Belüftungsanlagen, Schnelltests, Abstände und große Flächen stufenweise erhöht werden.

Krankenhäuser melden Entspannung

Nicht nur wir hier in Moers sind sehr, sehr, sehr, sehr glücklich!

-Dr. Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik am Bethanien-Krankenhaus in Moers

In den vergangenen Wochen habe man sehr viele Patienten gesund entlassen können. Auch Kollegen aus anderen Kliniken in NRW berichten Ähnliches. Auf den Stationen seien kaum noch Covid-Patienten. Allerdings gebe es etwa in Moers schon noch einige Patienten auf der klassischen Intensivstation, die auch an Beatmungsmaschinen liegen. Bei diesen sei unklar, ob sie es schaffen werden. Kreisweit waren laut Kreis Wesel zuletzt (26. Mai) 41 Patienten in den Krankenhäusern, 12 davon auf Intensivstationen. Von diesen Patienten mussten 11 Menschen beatmet werden.

Indische Mutation kein Grund zur Panik

Die Ausbreitung der indischen Mutation müsse auch in Deutschland jetzt professionell beobachtet werden. Denn es ist nicht gesagt, dass das Virus hier ähnliche Folgen hat, sagt der Experte. Auch, wie wirksam die Impfungen gegen die Mutation sind, bleibe abzuwarten. Vor einer Woche hatte der Kreis bestätigt, dass es im Kreis Wesel sieben Fälle gab - sechs in Wesel und einer in Rheinberg. Seitdem sind keine weiteren Fälle der indischen Mutation nachgewiesen worden.

Ist ein Ende der Pandemie erkennbar?

Von einem Ende der Pandemie wollte Dr. Thomas Voshaar noch nicht sprechen. Allerdings betonte er, dass sich die Lage schon drastisch geändert habe. Wenn die Risikogruppen geimpft sind, könne man schon Folgendes sagen:

Die Pandemie ist nicht mehr die gleiche wie vorher!

-Dr. Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik am Bethanien-Krankenhaus in Moers

Nach aktuellen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung haben 46 Prozent der Menschen im Kreis Wesel bereits eine Erstimpfung erhalten. Schon diese schütze laut dem Experten vor schweren Verläufen und Tod. Je mehr Menschen geimpft seien, desto glimpflicher werde es auch mit neuen Mutationen laufen. Durch die Impfungen habe sich also auch die Bedrohlichkeit der Pandemie geändert.

Inzidenzen & Co. - die ganze Einschätzung des Experten im Podcast

Wo bin ich besonders sicher, wo sollte ich noch vorsichtig sein? Wieso ist ein Museumsbesuch anders zu bewerten als der Gang ins Fitnessstudio? Wieso kann ich mich anstecken, wenn keiner mit mir im Raum ist? Und: Wie sinnvoll sind die - teils neuen - Inzidenzwerte aus der Coronaschutzverordnung? Diese Fragen beantwortet Dr. Thomas Voshaar im Podcast mit Radio K.W.-Redakteurin Lena Semrok. Hier könnt ihr ihn hören und natürlich auch überall, wo es Podcasts gibt.

Weitere Meldungen

skyline