Neuartige Biogasanlage verwertet Gülle und produziert Strom

Aus "Scheiße" Geld zu machen, davon träumen sicher ganz viele. Hermann Krusen und Marc Sieben aus Hamminkeln - Wertherbruch haben es probiert und es hat geklappt.

© Sebastian Falke, Radio KW

Energie wird immer teurer, Rohstoffe immer knapper und das Klima immer wärmer - da heißt es kreativ zu sein. Eine neue Biogasanlage funktioniert ausschließlich mit Kuhgülle und Wasser, und sie liefert in vielerlei Hinsicht vielversprechende Ergebnisse. Das Methan geht nicht in die Luft, sondern wird zu Strom verarbeitet. Die Restgülle ist immer noch ein hervorragendes Düngemittel und der CO2 Abdruck wird kleiner. Der entscheidende Vorteil gegenüber einer Mais-Biogasanlage liegt auf der Hand. Es wird kein Nahrungsmittel vernichtet.


Landwirt Hermann Krusen, Planer Wilhelm Gantefort, Biogas-Experte Helmut Doeler und Landwirt Marc Sieben vor der Biogasanlage in Wertherbruch.© Sebastian Falke, Radio KW
Landwirt Hermann Krusen, Planer Wilhelm Gantefort, Biogas-Experte Helmut Doeler und Landwirt Marc Sieben vor der Biogasanlage in Wertherbruch.
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280 Milchkühe liefern pro Tag 20 Kubikmeter Gülle, aus denen Gas gewonnen und daraus dann wiederum Strom gewonnen wird. 100 Kilowatt pro Stunde liefert die Anlage - mehr verbietet das Energieeinspeisungsgesetz (EEG). Sie könnte noch mehr leisten. Als Nebenprodukt fehlt noch Fernwärme ab, mit der aktuell vier Familienhäuser versorgt werden. 700tausend Euro haben Marc Sieben und Hermann Krusen investiert. Sie würden es wieder tun. Steuergelder oder Fördermittel sind nicht in das Projekt geflossen. Die restlichen gut 300tausend hat Paul Stortelder von der Firma Wobereis aus den Niederlanden dazu getan. Er ist mit dem Pilotprojekt hochzufrieden und sieht das Modell künftig auch in Holland. Der Strom kann "vor Ort" produziert werden, und schone die Ressourcen, so Stortelder.

Die Anlage funktioniert seit inzwischen drei Jahren offenbar sehr gut, nur herumgesprochen hat es sich noch nicht richtig. Kuhgülle als Energieträger ist politisch wahrscheinlich nicht überall zu rechtfertigen. Sie wird nicht auch nicht unser Energieproblem in Gänze lösen können, aber wie heißt ein schönes deutsches Sprichwort? Kleinvieh macht auch Mist.

Hohe Effizienz

Die Anlage funktioniert besser als erwartet. Nach vorsichtigen Berechnungen müsste die Anlage ca 50 Kilowatt Strom liefern, tatsächlich sind es fast doppelt so viel. In der neuen 5000 Kubikmeter großen Biogasanlage sind Vorgärbehälter, Nachgärer und Endlager integriert. Mit Kuhgülle funktioniert der Festbett-Fermenter sehr gut, mit Schweinegülle soll er getestet werden.

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