Teurer Führerschein? So kommst du günstiger durch
Veröffentlicht: Donnerstag, 10.10.2024 06:03
Die Kosten für den Führerschein sind in den vergangenen Jahren explodiert. Warum? Und was kann man dagegen tun?
Das laute metallische "Knacken" hört man an diesem Tag oft, wenn man auf dem Verkehrsübungsplatz in Essen steht. Motor abgewürgt. Für 12 Euro die Stunde übt Alex Autofahren für die Führerscheinprüfung. Gemeinsam mit Kumpel und Hobby-Fahrlehrer Nicolas. "Denk dran, Kupplung, Kupplung raus, erster Gang". Und wieder abgewürgt. Spätestens in den Fahrstunden soll das besser laufen, hofft Alex. "Deshalb übe ich ja privat hier, dass ich dann etwas günstiger durch die Fahrstunden komme."
Gemeinsame Recherche mit der WAZ: Bei diesem Thema haben wir gemeinsam mit der WAZ recherchiert. Eine längere Reportage vom Verkehrsübungsplatz und ein Interview mit dem Fahrlehrerverbandschef könnt ihr hier und hier lesen.
Denn die Kosten für den Führerschein sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Ein Führerschein kostet heute laut ADAC zwischen 2.100 und 4.400 Euro. Die Kosten sind stärker gestiegen als die Inflation, zeigt eine Analyse des Statistischen Bundesamts. Von 2022 auf 2023 lag die Inflation bei 5,9 Prozent. Die Kosten für die Fahrschule sind aber um 7,6 Prozent gestiegen.
Was sind die Gründe für die gestiegenen Kosten?
Wir haben Ex-Polizist und Fahrlehrer Rainer Rehmann gefragt, warum der Führerschein immer teurer wird.
- Die Inflation: Neben Gehältern sind auch die Material- und Reparaturkosten für die Autos gestiegen.
- Der komplexe Verkehr: Sich im Straßenverkehr zurechtzufinden, wird immer schwieriger: Es kommen immer neue Verkehrsteilnehmer dazu (z. B. E-Scooter) und Baustellen und Co. sorgen für Schwierigkeiten.
- Junge Menschen haben weniger "Vorerfahrung" mit dem Straßenverkehr: Früher habe man laut Rainer Rehmann beim Mitfahren mit den Eltern stärker auf den Verkehr geschaut. Heute würden die meisten jungen Menschen nur aufs Handy gucken.
- Jungen Menschen ist der Führerschein nicht mehr ganz so wichtig: Auch wenn Studien zeigen, dass die allermeisten jungen Menschen sich nach wie vor einen Führerschein wünschen, lassen sich manche laut Rainer Rehmann mehr Zeit damit. Sie brauchen daher insgesamt mehr Fahrstunden. Es gibt ein besseres Angebot an Bussen und Bahnen und daher ist für viele der Führerschein nicht so dringend.
- Es kommen immer mehr und neue Fragen in der Theorie dazu. Seit dem 1. Oktober dieses Jahres sind insgesamt 57 neue bzw. überarbeitete Fragen in den Katalog gekommen.
- Die praktische Prüfung dauert seit 2021 zehn Minuten länger, also 55 Minuten. Bedeutet: Es gibt mehr Möglichkeiten, Fehler zu machen und durchzufallen.
Wie komme ich günstiger zu meinem Führerschein?
"Oma und Opa um 'ne Mark fragen", ist der - nicht ganz ernst gemeinte - Tipp von Ex-Polizist und Fahrlehrer Rainer Rehmann. Tatsächlich sei aber wichtig, gezielt an dem Führerschein zu arbeiten und nicht nur ab und zu in die Theoriestunde zu gehen. Außerdem hilft der Verkehrsübungsplatz weiter: In Essen kostet eine angefangene Stunde 12 Euro. Je mehr man dort übt, desto größere Fortschritte macht man in den "echten" Fahrstunden in der Fahrschule. Eine Mindestzahl an Fahrstunden, bevor man in die Prüfung gehen kann, gibt es nur bei den Sonderfahrten, also z.B. Autobahn- oder Nachtfahrten.
Eine mögliche Alternative könnten für einige Führerschein-Anwärter auch Ferien- oder sogar 7-Tage-Kurse sein. Darin geht es ab dem ersten Tag mit Theorie- und Praxisunterricht los. Die Kosten liegen je nach Angebot bei deutlich unter 3.000 Euro - wenn alles glatt läuft. Teuer wird es vor allem, wenn man durch die Prüfung rasselt. Auf dem Verkehrsübungsplatz kann man deshalb auch verschiedene Situationen aus der Prüfung üben, zum Beispiel Anfahren am Berg oder auch Einparken.