Ein Drink zu viel? Wie man einen Kater in den Griff bekommt

Die Beine einer Frau schauen aus dem Bett
© Christin Klose/dpa-tmn

Folgen von Alkohol

Lutherstadt Eisleben/Berlin (dpa/tmn) - Der Abend war lustig, der Morgen danach ist das Gegenteil: Der Kopf dröhnt, der Mund ist trocken - und dann ist da noch diese bleierne Müdigkeit. Einziger Plan für diesen Tag ist es, irgendwie auf die Beine kommen. 

Zwei Experten verraten, warum es uns nach übermäßigem Alkoholkonsum so miserabel geht, ob wir einem Kater vorbeugen können und wie das optimale Frühstück am Tag danach aussieht. 

1. Zu viel getrunken! Was passiert da im Körper?

«Der Alkohol macht sehr viel, da bringt er sehr viel durcheinander», sagt Tobias Schwarz. Er ist stellvertretender Leiter des Referats Suchtprävention des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) und Vertreter der Kampagne «Kenn dein Limit».

Trinken wir zu viel Alkohol, gerät der Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht. Der Körper verliert aber nicht nur Flüssigkeit, sondern auch Elektrolyte, also wichtige Mineralstoffe. Das merken wir am nächsten Morgen: «Wir fühlen uns schlapp und wenig leistungsfähig», sagt Gerd-Wilm Schute, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin an der Helios Klinik Lutherstadt Eisleben. «Je nach Schwere des Flüssigkeitsmangels verspüren wir Kopfschmerzen, Schwindel, einen trockenen Mund und Müdigkeit.»

Dazu kommt, dass beim Abbau von Alkohol in der Leber das giftige Zwischenprodukt Acetaldehyd entsteht, das ebenfalls zu Kopfweh führt. 

Übrigens: Dunkle Getränke wie Rotwein, Whisky oder brauner Rum verschlimmern den Kater, wie Gerd-Wilm Schute sagt. Sie enthalten nämlich in höherer Konzentration Begleitstoffe, die Kopfschmerzen fördern - sogenannte Tannine. 

Die Müdigkeit nach einer Feier hat mehrere Ursachen. Schwarz: «Der Schlaf nach dem Rausch ist nicht so regenerierend, wie man ihn gerne hätte. Und dann ist er auch noch kürzer.» In aller Regel schläft man auch unruhiger: Alkohol kann zwar beim Einschlafen helfen, verschlechtert aber die Schlafqualität. 

Zudem senkt Alkohol Tobias Schwarz zufolge den Blutzuckerspiegel. Die Leber ist mit dem Abbau der Giftstoffe stark beschäftigt und kann Zucker und Energie nur eingeschränkt bereitstellen. Auch daher fühlt man sich nach einer feuchtfröhlichen Nacht so schlapp.

Zusätzlich reizt Alkohol die Schleimhäute von Rachen, Speiseröhre und Magen, was zu Übelkeit, Sodbrennen oder Magenverstimmung führen kann. 

2. Kann ich einem Kater vorbeugen? 

Ja, das geht. Der Tipp dürfte aber nicht jedem gefallen: Der sicherste Weg, einem Kater zu entgehen, ist einfach keinen Alkohol zu trinken. 

Wer dennoch mit Promille feiern möchte, sollte bewusst trinken, wie Tobias Schwarz rät. Also: vorab festlegen, nach wie vielen Drinks Schluss ist - und dann ablehnen. Das ist aber gar nicht immer so leicht, Alkohol schwächt schließlich die Selbstkontrolle. Genau das, was uns so locker macht, sorgt auch dafür, dass wir oft mehr trinken als geplant.

Im Internet kursieren unzählige Tipps, wie man einen Kater angeblich schon vor oder während des Trinkens verhindern können soll. Von der Einnahme von Elektrolyten in Form von Pulvern oder Getränken ist da die Rede - und auch vom sogenannten «Zwischenwasser» zwischen zwei Drinks.

«Natürlich würde ich nicht empfehlen, dass man irgendwas nimmt, damit man mehr trinken kann. Sondern ich würde immer empfehlen, vor allem weniger zu trinken», sagt Tobias Schwarz. Sinnvoll sei es aber, zwischendurch Wasser oder andere alkoholfreie Getränke zu trinken, da sie Flüssigkeit und Mineralstoffe liefern, die der Körper braucht. Das «Zwischenwasser» ist also tatsächlich eine gute Idee.

Die Einnahme von Elektrolytgetränken vor dem Trinken sei hingegen wenig sinnvoll. Überschüssige Elektrolyte würden nämlich schnell wieder ausgeschieden, so Gerd-Wilm Schute. Eine bessere Grundlage für eine Partynacht sei laut dem Internisten eine solide Mahlzeit mit Eiweiß und etwas Fett. Problematisch hingegen ist Alkohol auf leeren Magen, da er dann besonders schnell ins Blut gelangt.

Letzter Handgriff vor dem Schlafengehen sollte dann sein, ein bis zwei Gläser Wasser zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. 

3. Mist, verkatert. Was hilft mir wieder auf die Beine?

So schön es auch wäre: «Man kann den Alkoholabbau nicht beschleunigen - egal, was man macht», so Tobias Schwarz. Weder die kalte Dusche noch der starke Kaffee können etwas ausrichten. Der Alkoholabbau hängt Schwarz zufolge allein von der Kapazität der Leber ab - etwa 0,1 bis 0,2 Promille pro Stunde sind drin.

Allerdings kann ein gutes Frühstück am Kater-Morgen den Körper unterstützen und ausgleichen, was ihm nach dem Genuss von Bier, Wein, Schnaps und Co. fehlt. Bausteine eines guten Katerfrühstücks sind Flüssigkeit, Mineralstoffe und Kohlenhydrate, die Energie liefern. 

«Das gelingt mit ein bis zwei Gläsern Mineralwasser, Gemüsesäften oder auch einer Gemüsebrühe», so Gerd-Wilm Schute. Dazu passen etwa ein Müsli mit Joghurt, Banane und etwas Honig oder Rührei mit Avocado und einer Prise Salz. Was man laut Schwarz vermeiden sollte, sind Getränke mit Kohlensäure oder stark saure Säfte. 

Auch körperliche Anstrengung ist nun nicht das Richtige für den Körper. «Besser ist es, sich auszuruhen oder einen langsamen Spaziergang zu machen», sagt Tobias Schwarz. 

Wer unter starken Kopfschmerzen leidet und ein Schmerzmittel nehmen möchte, sollte laut dem Internisten Schute darauf achten, dass es kein Paracetamol enthält. Dieser Wirkstoff belastet die Leber, die mit dem Alkoholabbau ohnehin gut beschäftigt ist, zusätzlich.

Wovon beide Experten klar abraten, ist das Konterbier: «Das soll man auf gar keinen Fall machen, weil es eine zusätzliche Belastung für den Körper ist», sagt Tobias Schwarz. Alkoholfreies Bier ist dagegen unproblematisch: Durch seinen isotonischen Charakter hilft es sogar dabei, den Verlust an Elektrolyten auszugleichen.

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