Ein Tag mit dem Abschleppdienst
Veröffentlicht: Montag, 12.05.2025 11:15
Ein Auto wird abgeschleppt – für viele Passanten ein echtes Spektakel. Für Carsten Lutz vom Team Wischnewski ist das Alltag. Wir wollten wissen, wie dieser Alltag eigentlich aussieht – und haben ihn einen Tag lang begleitet. Unser Ziel: einen Einblick in den oft unterschätzten Job eines "Abschleppers" zu geben.

Der Abschleppdienst Wischnewski aus Gladbeck ist rund um die Uhr im Einsatz – ob für die Polizei, das Ordnungsamt, Versicherungen oder direkt für Autofahrer in Not. Der Betrieb deckt dabei ein großes Gebiet ab: von Gladbeck, Bottrop über Gelsenkirchen bis nach Oberhausen. Es kommt auch vor, dass sie Teile des Kreises Wesel wie z.B. Moers bei Einsätzen unterstützen - gleiches gilt für Mülheim an der Ruhr.
Was macht der Abschleppdienst Wischnewski?
Je nach Auftrag schleppen Carsten und seine Kollegen Pannenfahrzeuge, Falschparker, Unfallautos oder auch Lkws ab. Die Fahrzeuge landen entweder in der Werkstatt, auf dem Abschlepphof oder werden gesichert, weil sie z. B. als Spurenträger noch von der Polizei untersucht werden müssen.
Allein 2024 wurden in Gelsenkirchen 1.315 Fahrzeuge abgeschleppt – im Vorjahr waren es noch 915. In Gladbeck waren es insgesamt 62 Abschleppmaßnahmen im ruhenden Verkehr und im Bereich der abgemeldeten Fahrzeuge. Im Jahr 2025 waren es bisher 7. In Bottrop sind im letzten Jahr 440 Fahrzeuge abgeschleppt worden - Tendenz steigend. Stand 5. Mai 2025 wurden schon 229 Fahrzeuge abgeschleppt. In Oberhausen waren es letztes Jahr 785 und in Mülheim an der Ruhr 254 zugelassene Fahrzeuge und 45 Schrottfahrzeuge.
Ein “Alltag” als Fahrer im Abschlepp- und Bergedienst
Der Tag beginnt – und niemand weiß, was kommt. „Alles kann passieren“, sagt Carsten Lutz. Der Funk ruft – und plötzlich muss er nach Gelsenkirchen Neustadt, Herten oder auf die A31 bei Bottrop-Kirchhellen. Es geht um Falschparker, Pannenhilfe oder auch schwere Bergungen nach Unfällen. Und manchmal muss ein tonnenschwerer Lkw aus dem Graben gehoben werden.

Für viele klingt das spannend – aber hinter jedem Einsatz steckt eine enorme Verantwortung. Schnell, effizient und sicher muss alles gehen. Dabei arbeiten Abschlepper oft Hand in Hand mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten.
Mehr Respekt und Verständnis
Leider erleben Carsten und seine Kollegen im Einsatz nicht nur Dankbarkeit. „Es kommt vor, dass Menschen aggressiv werden, hupen, schreien oder filmen“, erzählt er. Besonders bei Einsätzen im Stadtgebiet oder bei Falschparkern kocht die Stimmung schnell hoch. Dabei tun die Fahrer nur ihren Job – oft im Auftrag von Behörden oder Versicherungen.
Ein Appell an uns alle: mehr Verständnis für die Menschen im Abschlepp- und Bergedienst. Ohne sie wäre unsere Verkehrsinfrastruktur an vielen Stellen schlicht überfordert.
Mehr Unterstützung aus der Politik
Besonders dramatisch wird es bei schweren Verkehrsunfällen: Der Abschleppdienst muss oft als Erstes ran, um den Weg für die Rettungskräfte freizumachen. Doch anders als Polizei oder Feuerwehr dürfen Abschleppfahrzeuge keine Sondersignale wie Blaulicht oder Martinshorn nutzen – auch wenn jede Sekunde zählt.
„Manchmal stehen wir minutenlang im Stau, obwohl ein Menschenleben auf dem Spiel steht“, so Carsten Lutz. In Schweden und Dänemark wurde nach Pilotprojekten das Blaulicht für Abschleppfahrzeuge eingeführt – in Deutschland ist das bisher nicht erlaubt. Eine Gesetzesänderung könnte Leben retten.
Keine Seelsorge nach schweren Einsätzen
Ein Thema, das kaum jemand sieht: Was macht ein Fahrer, nachdem er ein zerstörtes Fahrzeug mit Todesopfern bergen musste? „Den nächsten Wagen abschleppen, es gibt keine offizielle Nachsorge“, sagt Carsten. Kein psychologischer Dienst, keine Seelsorge. „Wir machen das unter uns aus – im Team.“
Abschleppdienst ist Teamarbeit. Und oft eine Art zweite Familie. „Man muss reden können. Und man muss wissen, was man jemandem zutrauen kann.“ Nicht jeder ist für solche Einsätze gemacht.
Verstärkung gesucht!
Das Team Wischnewski sucht dringend Fahrer. Der Personalmangel macht sich auch hier bemerkbar. Wer gerne anpackt, Verantwortung übernimmt und einen Führerschein der Klasse C/CE hat, ist herzlich willkommen. Abgesehen vom eigenen Team hält auch die Branche zusammen. „Wenn wir uns unterwegs treffen, grüßen wir uns – egal, für welchen Dienst man fährt“, sagt Carsten. Konkurrenz? Gibt’s. Aber der Respekt untereinander überwiegt.
Den Tag mit Abschlepper Carsten Lutz könnt ihr euch hier auf unserem Instagram Account anschauen.