Wenn jede Sekunde zählt: Ersthelfer-App rettet immer mehr Leben in NRW

Wenn es um Leben und Tod geht, zählt jede Sekunde – jetzt kann sogar das Handy Leben retten. Mit der App "Region der Lebensretter" kann ein Herz-Kreislauf-Stillstand schneller von registrierten Ersthelfern behandelt werden.

Ein Erste Hilfe-Ausbilder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) demonstriert eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW). (gestellte Szene)
© picture alliance/dpa | Katharina Kausche

Immer mehr Städte machen mit:

Die 2018 in Freiburg entwickelte Ersthelfer-App wird nach und nach auch bei uns in NRW immer mehr genutzt. Angefangen hat es im Märkischen Kreis, im Anschluss kam auch die Region Minden-Lübbecke dazu. Seit Anfang September ist auch Düsseldorf Teil der Initiative. Dieses Jahr geht die App auch in Mönchengladbach an den Start.

In Düsseldorf sind bereits 700 Ersthelfende bei "Region der Lebensretter" registriert. In mehr als 50 Alarmierungsfällen kam die App bereits zum Einsatz und bei ca. 25 Prozent der Alarmierungen konnten die Ersthelfenden noch vor dem Rettungsdienst vor Ort die lebensrettenden Maßnahmen einleiten.

Schnelles Handeln kann lebensentscheidend bei Herz-Kreislauf-Stillständen sein

"Schnelle Hilfe ist hierbei besonders wichtig", erklärt Gründer der "Region der Lebensretter" Prof. Dr. Michael Müller. Er berichtet weiter: "Bereits nach drei bis fünf Minuten nimmt das Gehirn irreversible Schäden an, weil es beim Herz-Kreislauf-Stillstand nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird."

Plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstände sind zudem eine der häufigsten Todesursachen. Nur etwa 10 Prozent der Betroffenen überleben einen Stillstand. Während der Rettungsdienst im Schnitt bis zu 15 Minuten braucht, können Ersthelfer mit "Region der Lebensretter" in wenigen Minuten am Einsatzort sein und schnell helfen.

So funktioniert die App:

Die App ist dabei direkt mit der Leitstelle verbunden. Wenn es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt, dann werden die registrierten Ersthelfer per App benachrichtigt. Im Umkreis von 400 Metern bekommen die vier Personen, die am nächsten dran sind, eine Benachrichtigung und werden zum Einsatzort geschickt, wo sie im besten Fall direkt helfen können.

Der Alarm kann einen dann überall überraschen. Zum Beispiel am Essenstisch, wenn ihr gerade mit der Familie beim Abendbrot sitzt und dann die Benachrichtigung bekommt, dass ganz in der Nähe gerade jemand einen Herz-Kreislauf-Stillstand hat. Genau in so einer Situation war auch Sylke Nitschke aus Hemer. Es war kurz vor Weihnachten, als sie den Alarm bekam, sofort hat sie alles stehen und liegen gelassen und ist zum Einsatzort gefahren. Dort war Sylke dann auch vor dem Rettungsdienst da und konnte mit der Reanimation bei einem Mann beginnen.

"Der Herr hat dann also aufgrund dessen, dass wir rechtzeitig da waren und helfen konnten, mit seiner Familie Weihnachten feiern können und uns wurde mehrfach gesagt, wenn wir nicht so schnell dagewesen wären, dann wäre dieser Einsatz nicht so gut ausgegangen"

Sylke Nitschke, Ersthelferin aus Hemer.

Wer kann alles mitmachen?

Das Konzept richtet sich dabei hauptsächlich an medizinisch geschultes Personal, welches entsprechend auch geeignete medizinische Qualifikationen hat. Das können zum Beispiel Sanitätshelfer, Krankenpfleger, Ärzte oder Medizinstudenten sein, die eigentlich gerade privat unterwegs sind, aber im Notfall trotzdem Leben retten können.

Mitmachen geht für alle volljährige Personen mit den entsprechenden Qualifikationen dann ganz einfach über die kostenlose App "Region der Lebensretter". Dort registriert man sich, lädt einen Qualifikationsnachweis hoch und absolviert dann noch ein Online-Tutorial. Das Ganze wird im Anschluss von den Administratoren geprüft und dann erhält man die Freigabe und kann bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zur Hilfe alarmiert werden.

Autorin: Kimberly Klages

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