55 Kitze vor Mähtod gerettet - toller Erfolg in Hamminkeln

Experten gehen davon aus, dass deutschlandweit mehrere zehntausend Kitze "gemäht" werden. Nicht nur für Tierschützer ist das schwer zu ertragen. Die Rehkitzrettung Hamminkeln geht neue Wege. Der ansässige Hegering hat mit Hilfe von Sponsoren und Spenden eine Drohne mit Wärmebildkamera angeschafft. So konnten die Helfer 55 Kitze finden.

© Rehkitzrettung Hamminkeln

In Hamminkeln konnten 55 Kitze vor dem Mähtod gerettet werden. Jäger, Naturfreunde und Landwirte spürten mit Hilfe einer Drohne mit Wärmebildkamera die Kitze auf. Mit Handschuhen und Graspolster wurden die Tiere dann für die Zeit des Mähens in Sicherheit gebracht, danach nehmen die Ricken ihre Jungen auch wieder an. Rehkitze sind praktisch geruchslos und haben noch keinen Fluchtinstinkt. Das schützt vor Feinden, aber nicht vor dem Mähwerk. Landwirte sind verpflichtet, dem jeweiligen Jagdberechtigten im Vorfeld mitzuteilen, wann welche Wiesen gemäht wird. Nur dann ist gewährleist, dass junge Kitze gefunden und wieder ausgesetzt werden, oder später für kurze Zeit z.B. mit Hilfe von aufgestellten Tüten vergrämt werden können. Eine Vorabsuche der Weide ist Pflicht, ein gemähtes Kitz kostet den Bauern Strafe. Abgesehen davon will kein Landwirt absichtlich ein Kitz töten, zumal Tierkadaver das Futter verunreinigen.

Wer Kitze retten will, muss früh aufstehen

Die Rettung der Kitze geschieht am frühen Morgen© Rehkitzrettung Hamminkeln
Die Rettung der Kitze geschieht am frühen Morgen
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Am frühen Morgen sind die Tierkörper mit der Wärmebildkamera der Drohne am besten aufzuklären. Ohne technische Hilfsmittel sind die Kitze im hohen Gras kaum zu entdecken. Schon um halb acht hat sich aber dei Umgebung so aufgewärmt, dass die Kitze nicht mehr zu erkennen sind. Für die Helfer heißt das: Früh aufstehen! Die meisten Kitze werden zwischen 5 und 7 morgens gerettet, kurz bevor der Landwirt seine Wiese mäht. In der Zeit schaffen es die Helfer eine Fläche von 40 Fußballfeldern abzusuchen. Die Hauptsetzzeit beim Rehwild - also die Geburten der Kitze - ist der Mai und der Juni.

Aufklärungs-Drohne im Einsatz© Rehkitzrettung Hamminkeln
Aufklärungs-Drohne im Einsatz
© Rehkitzrettung Hamminkeln
Björn Alexander beim Vorführen der Drohne© Rehkitzrettung Hamminkeln
Björn Alexander beim Vorführen der Drohne
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Die Rettung der Kitze sollte immer mit Fachleuten geschehen. Im Mai und Juni zufällig gefundene, vermeintliche verwaiste Rehkitze sollen nicht angefasst werden. Die Ricke erkennt den Menschengeruch und nimmt das Kitz eventuell nicht mehr an. Das Jungtier sollte auch nicht mit nach Hause genommen werden. Abgesehen von der rechtlichen Grauzone ist meistens die Ricke in der Nähe. Besser ist es, den verantwortlichen Jäger oder den Bauern zu informieren. Sollte das Muttertier z.B. bei einem Unfall getötet worden sein, dann weiß das der Revierpächter im Regelfall und hat eventuell schon nach dem Kitz gesucht.

So ist es richtig: Mit Handschuhen und Gras - das Kitz darf keinen menschlichen Geruch annehmen© Rehkitzrettung Hamminkeln
So ist es richtig: Mit Handschuhen und Gras - das Kitz darf keinen menschlichen Geruch annehmen
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Vorwurf: "Erst retten, dann schießen"

Einige Tierschützer kritisieren die Kitzrettung als scheinheilig. Jäger würden die Tiere nur retten, um sie anschliessend zu schiessen, lautet der Vorwurf. Diese Kritik sticht bei Hegeringleiter Björn Alexander nicht. Es gehe ohne jeglichen jagdlichen Hintergedanken darum, die Kreaturen vor einem grausamen Mähtod zu retten. Kein Landwirt würde einer Kuh tierärztliche Hilfe verwehren, nur weil sie im nächsten Jahr geschlachtet werden soll.

© Rehkitzrettung Hamminkeln
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Die Rehkitzrettung soll in Hamminkeln auf jeden Fall im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Das Ergebnis der ersten Saison hat alle Erwartungen übertroffen. Die Helfer im Alter zwischen acht und über 70 Jahren sind motiviert.


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