Dinslakener Trabrennbahn: Ende einer Ära

Die Trabrennbahn Dinslaken hat große Zeiten erlebt. Silvester ist der letzte Renntag, dann ist Schluß. Ab 2026 soll auf dem Gelände neue Wohnbebauung entstehen.

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1948 wurde der Trabrennverein gegründet, 1954 war die Trabrennbahn am Bärenkamp fertig gestellt. Die Halbmeilen-Bahn mit 800 Metern Länge ist die kürzeste Deutschlands und erlebte von den 70ern bis Anfang der 90er Jahre große Zeiten. Die Trabrennbahn machte Dinslaken deutschland- und europaweit bekannt. Bis zu 15tausend Zuschauern waren bei Großen Rennen dabei. Dabei erzielte der Verein teilweise über eine Million D-Mark Umsatz pro Renntag. Promis wie Alain Delon und Renngrößen wie "Hänschen" Frömming waren in Dinslaken zu Gast.

Dintrab-Geschäftsführer Gottfried Bison, Traber-Trainer Helmut Kunkel und Mr. Trabrennbahn Detlef Orth haben viel auf der Trabrennbahn erlebt.© Sebastian Falke, Radio KW
Dintrab-Geschäftsführer Gottfried Bison, Traber-Trainer Helmut Kunkel und Mr. Trabrennbahn Detlef Orth haben viel auf der Trabrennbahn erlebt.
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Eine eigene Welt

Wenn die drei Herrschaften ans Erzählen kommen wechseln sich Wehmut und Lachen ab. Detlef Orth ist seit über 50 Jahren auf der Rennbahn zu Hause, und spricht über einen eigenen "Mikro-Kosmos" in Dinslaken. Auch die soziale Komponente sei wichtig gewesen. Gerade ältere Menschen hätten nicht nur Abwechslung gehabt, sondern sich auch geistig und körperlich fit gehalten. Viele Freundschaften sind entstanden, für Kinder gab es eigene Unterhaltung. Die Gastronomie konnte sich über mangelnden Umsatz nicht beklagen.

Ein Foto aus guten alten Zeiten. Ein Trabrennen aus den 70ger Jahren. Besitzer des Pferdes war ein gewisser Klaus Fischer.© Sebastian Falke, Radio KW
Ein Foto aus guten alten Zeiten. Ein Trabrennen aus den 70ger Jahren. Besitzer des Pferdes war ein gewisser Klaus Fischer.
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Niedergang ab dem neuen Jahrtausend

Das Interesse am Trabrennsport nahm nach Ende der Hochzeit immer mehr ab. Andere Sportarten verdrängten die Galopper. Beispielsweise wettet heute kaum noch jemand auf Pferderennen, die Wettbüros für Fußball sind dagegen rappelvoll. Zudem hat sich das Freizeitverhalten der Menschen geändert. Reportergrößen wie Adi Furler, der den Trabrennsport noch in die Sportschau brachte, sind lange tot. Mit dem Ende der Trabrennbahn Dinslaken werde jetzt eine zusätzliche Abwärtsspirale losgetreten, fürchtet Detlef Orth. Pferde, die auf der einzigartigen Bahn in Dinslaken Siegchancen hatten, werden anderswo nicht mehr starten. Zukünftig werde es noch weniger Pferde geben. Das wiederum hat auch Auswirkungen auf Berufe wie Sattler, Tiermediziner und Futterhändler usw.

Moderator Detlef Orth hat den besten Platz auf der Trabrennbahn in Dinslaken.© Sebastian Falke, Radio KW
Moderator Detlef Orth hat den besten Platz auf der Trabrennbahn in Dinslaken.
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Kreative Ansätze

Mangelnde Kreativität kann man der Dintrab nicht vorwerfen. Mit dem Rückgang der Renntage in Dinslaken wurde das Gelände und die Gebäude der Anlage anders genutzt. Ob als Vorlesungssaal oder Prüfungsraum für die Uni Duisburg - Essen, für die beliebte Martini-Kirmes oder für Autotreffen steht das Areal immer noch zur Verfügung. Legendär war das "Ententreffen" im August 2018. Über 700 Citröen 2CV waren in Dinslaken zu Gast, die weitesten kamen aus Florida. Der Wasserwagen der Trabrennbahn versorgte die Camper, in den Stallungen gibt es warmes Wasser zum Duschen.

Die gesamte Infrastruktur ist noch top in Schuss. Gebäude und Technik funktionieren, das Geläuf ist immer noch absolut wettkamptauglich. Nicht umsonst wurden in Dinslaken auch Weltmeisterschafts- und Europameisterschaftsrennen gefahren.

© Sebastian Falke, Radio KW
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Letzter Renntag an Silvester

Am letzten Tag des Jahres wird es noch einmal voll in Dinslaken. Der letzte Tag an Silvester wird für viele Ehemalige noch einmal die Gelegenheit, die einzigartige Atmosphäre zu genießen. Die Dintrab freut sich über viele Besucher. Dabei werden sicher noch einmal viele Geschichten ausgetauscht. So wie das besoffene Pferd "Mister Markus", dem Kinder eine Pulle Korn unter das Futter gemischt hatten. Die Zuschauer hatten ihn als Mitfavorit auf dem Zettel - das Pferd bekam aber kaum die Läufe voreinander.

Die legendäre Zeitschrift "Heat" - Ausgabe Dinslaken.© Sebastian Falke, Radio KW
Die legendäre Zeitschrift "Heat" - Ausgabe Dinslaken.
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Zukunft des Vereins

Im neuen Jahr beginnen die Aufräumarbeiten. Das Inventar muss verkauft werden, auch für den Startwagen und den Wasserwagen gibt es keine Verwendung mehr. Geschäftsführer Gottfried Bison möchte allerdings eine Stiftung gründen, um die Erinnerung an dieses Stück Stadt- und Sportgeschichte wachzuhalten. Zu viele Fotos, Pokale, Ausstellungsstücke, Urkunden und Filmmaterial aller Rennen sollen museal aufbereitet werden. Es wäre schön, wenn das gelingt.

Zieleinlauf mit Foto-Finish-Kamera auf der Trabrennbahn in Dinslaken.© Sebastian Falke, Radio KW
Zieleinlauf mit Foto-Finish-Kamera auf der Trabrennbahn in Dinslaken.
© Sebastian Falke, Radio KW

Zukunft des Areals

Die Trabrennbahn wird bis 2024 "Gastgeber" der Martini-Kirmes sein, auch die Uni Duisburg - Essen wird die Gebäude weiter nutzen. Zudem sind weitere Auto-Treffen geplant.

Ab 2026 sollen dann auf dem Areal neue Wohnquartiere und Grünflächen entstehen. Bis die ersten Bagger rollen und es von der alten Rennbahn nichts mehr zu sehen sein wird, dauert es also noch ein bisschen. "Leben" ist allerdings nicht mehr in der Bude. Was bleibt sind viele tolle Erinnerungen.

Radiobeiträge zum Ende der Trabrennbahn: Gesprächspartner sind Gottfried Bison, Helmut Kunkel und Detlef Orth

© Sebastian Falke, Radio KW
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Radiobeitrag zum "Enten"-Treffen 2018

© Sebastian Falke, Radio KW

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