Eure Wahlkampfthemen: Nummer 1 - die Rente

Norbert Blüms berühmter Satz "Die Rente ist sicher" ist nicht mehr uneingeschränkt gültig. Die Parteien haben unterschiedliche Konzepte für die neuen Herausforderungen.

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Nur noch sechs Tage bis zur Bundestagswahl. Wir haben Euch in unserer ONLINE - Umfrage gebeten, das Thema anzukreuzen, was EUCH am wichtigsten ist. Und wir waren alle überrascht. Die Rente ist mit Abstand auf Platz 1. Ein Thema, was in den letzten Monaten etwas untergegangen ist. Dabei sind das Problem schon lange bekannt. Unsere Gesellschaft wird immer älter, die Alterspyramide gibt es schon lange nicht mehr. Der Generationenvertrag allein kann die Rente dementsprechend auch nicht finanzieren. Dazu kommt die aktuelle Diskussion, dass in europäischen Ländern die Menschen deutlich früher in Rente gehen. Das ist eine Aufgabe, die die nächste Regierung lösen muss.



Große Unterschiede

Union und FDP setzen wie bisher mittels gesetzlicher, privater und betrieblicher Altersvorsorge auf die drei Säulen im Rentensystem, wobei die FDP das System flexibilisieren möchte. SPD, Linkspartei und Grüne wollen vor allem die gesetzliche Rentenversicherung stärken, indem alle Erwerbstätigen hier einzahlen sollen, sprich auch alle Abgeordneten und Beamten. Die AfD möchte den Steuerzuschuss ins Rentensystem erhöhen, und das Geld bei der bei der Migrations-, Klima- und EU-Politik sparen. Sie wollen die Pensionen für Beamte beibehalten, die Zahl der Beamten aber drastisch reduzieren, in dem z.B. Lehrer nicht mehr verbeamtet werden sollen.

Renteneintrittsalter

CDU, SPD und Grüne wollen am Renteneintrittsalter von 67 Jahren festhalten, die LINKE es auf 65 Jahre senken, wer 40 Jahre eingezahlt hat, soll ab 60 gehen dürfen. FDP und AfD wollen das sehr flexibel handhaben, Arbeitnehmer können unter bestimmten Voraussetzung ebenfalls auch ab 60 in Rente gehen. 

Was bedeutet Rentenniveau?

Viele Menschen glauben, ein Rentenniveau von 48 Prozent bedeutet, dass sie 48 Prozent von ihrem letzten Bruttolohn als Rente erhalten. Doch das ist falsch. Das Rentenniveau ist das Verhältnis der Standardrente zum Durchschnittsverdienst aller Versicherten. Der heutige Durchschnittsrentner bekommt ca 70 Prozent seines letzten Nettolohns zu Arbeitszeiten.

Union

Die CDU/CSU möchte das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren lassen. Für die Alterssicherung setzt die Union auf die drei Säulen der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Vorsorge. Die freiwillige Beitragsleistung zur gesetzlichen Rente soll möglich bleiben. Mit Blick auf Geringverdiener wollen CDU und CSU ein Konzept einer Betrieblichen Altersvorsorge für alle und ein Konzept für eine neue Form der kapitalgedeckten Altersvorsorge entwickeln. Dafür kann demnach eine "Generationenrente", also eine Altersvorsorge von Geburt an, ein Baustein sein.

Zusätzlich will die Union eine Altersvorsorgepflicht für Selbstständige einführen, die nicht bereits anderweitig abgesichert sind. 

SPD

Das Renteneintrittsalter soll nach den Plänen der SPD bei höchstens 67 Jahren bleiben. Sie will die gesetzliche Rente stärken und das Rentenniveau dauerhaft bei mindestens 48 Prozent halten. Alle Erwerbstätigen sollen einzahlen: Auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete. Die Partei setzt sich für eine geschlechtergerechte Rente ein, die familienbedingte Tätigkeiten wie etwa die Pflege von älteren Angehörigen, berücksichtigt. Betriebsrenten will die SPD ausweiten und attraktiver gestalten.

AfD

Die AfD will das Renteneintrittsalter nicht festlegen, sondern jeden selbst entscheiden lassen, wann er oder sie in Rente gehen will. Die Rentenhöhe soll dann abhängig sein von den eingezahlten Beiträgen und dem Renteneintritt. Grundsätzlich will die AfD die Rente durch einen höheren Steuerzuschuss zukunftsfest machen. Im Gegenzug will die AfD bei Migrations-, Klima- und EU-Politik sparen.

Die AfD will Politikerpensionen abschaffen. Die Gruppe der Verbeamteten soll verkleinert und auf hoheitliche Aufgaben wie bei Bundeswehr, Zoll, Polizei und Justiz beschränken. Andere Staatsbedienstete sollen künftig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.

FDP

Die FDP will die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge beibehalten, jedoch sollen sie nach dem Baukastenprinzip frei miteinander kombiniert werden können. Auch das Renteneintrittsalter will die Partei flexibilisieren. Wer das 60. Lebensjahr erreicht und mit den Vorsorgeansprüchen mindestens auf Grundsicherungsnievau ist, soll demnach selbst entscheiden, wann der Ruhestand beginnt. Staatlich geförderte private Altersvorsorge wie Riester- und Rürup-Renten soll flexibler und als übertragbar ausgestaltet werden. Dabei soll ein Anbieterwechsel möglich sein.

Die LINKE

Das Renteneintrittsalter von derzeit 67 will die Linkspartei wieder auf 65 Jahre senken, um abschlagsfrei in Rente gehen zu dürfen. Wer 40 Jahre eingezahlt hat, soll schon ab 60 ohne Einbußen in Rente gehen können. Die gesetzliche Rentenversicherung soll gestärkt werden. Dabei sollen alle Erwerbstätigen, auch Selbstständige, Beamte und Politiker, einbezogen werden. Das Rentenniveau will sie innerhalb von einer Legislatur auf 53 Prozent anheben.

Die Linkspartei fordert für niedrige Einkommensgruppen mit geringem Nettoeinkommen im Alter eine garantierte steuerfinanzierte Solidarische Mindestrente von 1200 Euro.

Grüne

Grundsätzlich wollen die Grünen an der Altersgrenze von 67 Jahren festhalten: Das frühere oder auch spätere Ausscheiden aus dem Arbeitsleben sol vereinfacht werden. Das Rentenniveau wollen sie langfristig bei 48 Prozent sichern. Auch dadurch , dass Frauen ein Rückkehrrecht aus Teilzeit in Vollzeit erhalten. Die Grünen wollen die gesetzliche Rentenversicherung zu einer Bürgerversicherung mit mehr Beteiligten umbauen. In Zukunft sollen alle Arten von Erwerbstätigkeit dort einbezogen sein. Für niedrigere Einkommen soll die Grundrente zu einer Garantierente weiterentwickelt werden.

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